Klostergarten Riddagshausen

Das Mittelalter war die große Zeit der Klostergründungen in Europa. Viele dieser Klöster lagen weit abseits und ihre Bewohner mussten sich mit Heil- und Nutzpflanzen selbst versorgen. Heilkundige Mönche führten zahlreiche Pflanzen des Mittelmeerraumes bei uns ein und entwickelten in ihren Gärten ausgefeilte Anbautechniken, die bis heute Standard für unsere Nutzgärten sind. Klöster avancierten zu den wichtigsten Heilzentren Mitteleuropas und ihre Gärten waren stets gut dokumentiert. Auf dem Gelände der Kirchengemeinde Riddagshausen wurden Teile des alten Klostergartens rekonstruiert und im Sommer 2004 erstmals für Besucher geöffnet. Grundlage der Rekonstruktion bilden die Gartenbeschreibung des Abtes Walahfrid Strabo (808-849), das Capitulare de villis Karls des Großen von 795 und der St. Galler Klosterplan.

Wesentliche Bestandteile des Gartens sind:

Kräutergarten – Klöster galten im Mittelalter als Heilzentren für die ländliche Bevölkerung. Daher wurde an der Klosterkirche ein Kräutergarten nach den Vorgaben des Abtes Walahfrid Strabo angelegt. Bereits im Mittelalter bekannte und zum großen Teil noch heute genutzte Heilkräuter und Färberpflanzen werden dort in Holz-Hochbeeten kultiviert.

Gemüsegarten – Klöster versorgten sich mit frischem Gemüse stets selbst. Dies veranschaulicht ein direkt hinter dem Chorabschluss der Klosterkirche angelegter Gemüsegarten, der sogenannte Abtsgarten, in dem zahlreiche traditionell genutzte Gemüse und Küchenkräuter kultiviert werden. Dabei wird der Schwerpunkt auf alte, teilweise vom Aussterben bedrohte Landsorten mit vorwiegend regionaler Bedeutung gelegt.

Obstgarten – Klöster galten auch im Obstbau stets als Selbstversorger. Im südlichen Teil des Geländes wurde eine Obstwiese mit alten Obstsorten (Apfel, Birne, Quitte, Mispel) angelegt. Es wurden Obstsorten gepflanzt, die in unserer Region gezüchtet wurden und/oder bei uns eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung haben.

Mitten im Obstgarten liegt die alte Siechenkapelle. Sie diente im Mittelalter als Kapelle für die Kranken, deren Unterkunft sich an die Kapelle anschloss. Um die Genesung der Kranken zu fördern, legte man den Obstgarten am Krankenflügel an. So konnten diese sich am Duft und Zauber der Blüten erfreuen.

Der Klostergarten ist ein Schaugarten, der allen Menschen offen steht. Aufgrund seines besonderen Ortes im ehemaligen Klostergelände ist der Klostergarten auch ein Ort der Einkehr. Hier kann man Stille erleben, spirituelle Erfahrungen machen, die Natur und Gott, ihren Schöpfer, neu entdecken.

Der Klostergarten ist täglich geöffnet und kostenfrei zugänglich.

www.klosterkirche-riddagshausen.de